Sonntag, April 09, 2006

Die Flucht der Kinder in auffällige Verhaltensweisen

in Hyperaktivität, in aggressives Verhalten oder andere oft kreative Formen von Symptomsprache bis hin zu Alkohol-, Medikamenten- oder Drogenmißbrauch signalisiert dem Beobachter, daß unsere Lebenswelt zunehmend für Kinder zum Problem geworden ist, die sie zu neuen Anpassungsleistungen zwingt, die von Erwachsenen dann als "störend" bezeichnet werden. Daß sich immer mehr von ihnen, entsprechend ihrer Erfahrung und ihrem Erlebnisinhalt von "Gesellschaft", auch gewalttätig äußern, ist Spiegelbild unserer gesellschaftlichen Situation.
Die alleingelassenen Kinder unserer Freiheit sind Ausdruck unserer konkreten Lebenswelt, in der Werte wie Leistung, Konkurrenz, Konsum und Profit höher eingeschätzt werden als die grundlegenden Bedürfnisse (nicht nur von Kindern). Statt mit ihnen zu reden (nicht über sie), auch über unsere eigenen Ängste und Unsicherheiten, statt ihnen Zeit zu lassen, damit sie sich nach ihrem ganz individuellen Entwicklungs-, Lern- bzw. Leistungstempo entwickeln können, um sich der neuen Situation anpassen zu können, statt ihren Bedürfnissen nach Liebe, Geborgenheit und Anerkennung, aber auch nach Grenzen und (Sinn-)Strukturen zu entsprechen, versuchen wir allzuoft von einem Standort, weit weg von der konkreten Lebens- bzw. Problemsituation des Kindes ihre Individualität, ihre Andersartigkeit, ihren Eigen-Sinn zu verdrängen und sie an eine Normalität anzupassen. Eine Normalität von der keiner weiß, worin diese heute oder gar morgen bestehen wird.