Montag, März 13, 2006

Illuminaten als Pädagogen - Pestalozzi, Salzmann

Viele Illuminaten waren bedeutende Pädagogen, so etwa Rudolf Zacharias Becker (1752-1822), Johann Heinrich Campe (1746-1818), Ernst Christian Trapp (1745-1818), Karl Friedrich Bahrdt (1741-1792), Johann Friedrich Simon (1747-1829), Friedrich August Klemens Werthes (1748-1817) und Jakob Mauvillon (1743-1794). Besonders zwischen Philantropen und Illuminaten zeigen sich demnach zahlreiche personelle Kontinuitäten, was Konspirationstheoretiker wie Grolmann dazu führte, beide in einem Atemzug mit dem Jakobinismus zu nennen. Es läßt sich jedoch kein kausaler Zusammenhang zwischen Philantropinbewegung und Illuminatenorden herstellen. Angemessener scheint es, von einer Art Wahlverwandtschaft auszugehen. So ähnelt die Erziehungspraxis der Philantropine in vielem den Praktiken innerhalb des Illuminatenordens. Die Einflußnahme auf die Bildungseinrichtungen war fester Teil des illuminatischen Marsches durch die Institutionen.
Weishaupt wußte um die prägende Kraft der schulischen Sozialisation und deren Auswirkung auf den Habitus des einzelnen und seiner Bindung an den Orden: "Denn auf diese Art bringt man der Jugend des Ordens Maximen bey, bildet ihre Herzen, bearbeitet die besten Köpfe, für uns zu wirken, gewöhnt sie an Ordnung und Disziplin, erwirbt sich ihre Achtung, sieht einst die ersten Stellen im Staat mit unseren Zöglingen besetzt, und die Anhänglichkeit an den Orden wird, wie alles was man sich in früheren Jahren einprägt, unauslöschlich." Nach Weishaupt sollte das Erziehungssystem der Illuminaten "die Lücke ausfüllen, welche der Staat und die Kirche in der Bildung des Menschen übriglassen, und nie ausfüllen können. Es muß daher diesen beyden in die Hände arbeiten und sich eben dadurch um beyde verdientmachen."
Einer der bekanntesten Illuminaten unter den Pädagogen des 18. Jahrhunderts ist der Schweizer Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827). Pestalozzi hatte 1774-1779 auf dem Gut Neuhof bei Birr im Aargau eine Erziehungsanstalt in Form eines protoindustriellen Landwirtschaftsbetriebes geführt. Nach dem Scheitern des Neuhof-Projekts widmete Pestalozzi der Sozietätsbewegung wieder verstärktes Interesse. Bereits 1762 war der sechzehnjährige Pestalozzi Mitglied einer "Historisch-politischen Gesellschaft" geworden, die jedoch aufgrund einer zunehmenden Radikalisierung in Konflikt mit der Obrigkeit geriet und sich schließlich im Zuge einer allgemeinen Krise der Züricher Sozietätenbewegung auflöste.
Pestalozzis Anwerbung für die Illuminaten erfolgte über den Heidelberger Kirchenrat Johann Friedrich Mieg (1744-1811). Mieg, der im Orden das Amt des Provinzials der Rheinpfalz bekleidete, nahm Pestalozzi 1782 unter dem Namen "Alfred" auf. Pestalozzi erhoffte sich dadurch möglicherweise eine Verbindung zum Wiener Hof, denn Mieg hatte von 1770-1776 als Prediger der niederländischen Gesandtschaft in Wien enge Kontakte zum Kreis der österreichischen Aufklärer geknüpft. Pestalozzi übergab Mieg einen Text, der "einen kleinen Versuch, sowohl öffentliche Kinder als Züchtlinge und Verbrecher für den Staat nützlicher zu erziehen", enthalten sollte. Pestalozzi gehörte auch zu den Gründungsmitgliedern der 1784 auf Initiative des Arztes Johann Heinrich Rahn in Zürich gegründeten "Gesellschaft zur Aufnahme des Guten". "Es sind verschiedene Gesellschaften in Zürich. Die eine ist die sogenannte Moralische. Die andere heisst Zur Ausbreitung des Guten, u. ist aus den Illum[inaten] entstanden.
"Ab 1785 wurde sie umbenannt in "Allgemeine Gesellschaft zur Aufnahme sittlicher und häuslicher Glückseligkeit". Pestallozi vermied den Namen Illuminaten, da dieser beim schweizerischen Publikum den Geruch des Jesuitismus evozierte. Aufgabe dieser Gesellschaft ist es nach Pestalozzi, "die Menschen lieben, erziehen, bilden, zum Guten stimmen, nicht durch Deklamation, nicht durch jesuitische List, nicht durch despotischen Zwang, sondern durch Aufklärung, Belehrung, Begünstigung, Unterstützung, Belohnung; durch solches Bestreben könnte nach und nach ein ganzes Land umgestimmt und seinem moralischen Untergang entzogen werden." Zu den Aufgaben der Mitglieder gehört "die Leitung und Bildung eines Jünglings, die Aufsicht über dessen moralischen Charakter und Fortgang in seiner Kunst und Wissenschaft zu übernehmen und der Gesellschaft davon Rechenschaft zu geben."
Quelle: http://www.pitbull-oberursel.de/illuminati.htm