Dienstag, Dezember 19, 2006

Literaturtipp: Erfolgreiche Therapie bei Jugendkriminalität

Amerikanische und deutsche Autoren stellen in "Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin" 4/2006 das Konzept einer "Multisystemischen Therapie" (MST) für Jugendliche und ihre Familien vor. Die Anwendungsgebiete umfassen kriminelles und gewalttätiges Verhalten, Substanzmissbrauch, sexuelle Übergriffe, psychiatrische Notfälle. "Bei der Bewertung der wesentlichen Determinanten von Verhaltensproblemen berücksichtigt der MST-Therapeut die reziproke und bidirektionale Natur der Einwirkungen, die zwischen einem Jugendlichen, seiner Familie und dem sozialen Netzwerk bestehen" - incl. Schule und Arbeitsplatz. Die Behandlung findet im gewohnten Umfeld des Jugendlichen statt, sie berücksichtigt alle Risikofaktoren in allen relevanten Systemen. "Das MST-Team ist 24 Stunden am Tag und 7 Tage pro Woche erreichbar, um dann zu helfen, wenn es erforderlich ist. Das Management von Krisen kann anstrengend sein; aber die meisten Familien wissen diese Art der Hilfe besonders zu schätzen." Die Eingreifmöglichkeit in schwierigen Phasen bietet auch die Chance, stationäre Unterbringungen zu vermeiden; damit ist gleichzeitig auch ein günstiger Kosteneffekt erzielt. Mehrere kontrollierte Studien haben eine hohe Wirksamkeit der MST-Therapie nachgewiesen, Manuale tragen zur Qualitätssicherung bei. Gemessen am Behandlungsergebnis verursacht das Verfahren geringe Kosten.
S.W. Henggeler u.a.: Multisystemische Behandlung schwerwiegender Verhaltensprobleme bei Jugendlichen und ihren Familien Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin 4/2006, S. 491-514 Inhaltsverzeichnis: